Die Erinnerungs-Medaille an die Deutsche Atlantische Expedition Meteor 1925–1927, auch kurz Meteor-Medaille genannt, wurde von der damaligen Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft in Berlin (heute Deutsche Forschungsgemeinschaft) Ende 1927 in Auftrag gegeben und ab 1928 ausgegeben. Der Künstler Theodor Georgii, Bildhauer und Medailleur, entwarf die Medaille speziell für die Atlantische Expedition „Meteor“. In seinem Werkheft vermerkte er: „November/Dezember 1927: Medaille für die Atlantische Expedition Berlin / Anfang Januar 1928 geliefert.“
Die Deutsche Atlantische Expedition kann als eine der herausragendsten ozeanographischen Unternehmungen des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Der österreichisch-deutsche Meereskundler Dr. Alfred Merz entwarf ein Konzept für eine systematische hydrographische Aufnahme des Atlantischen Ozeans. Im Jahr 1924 wurde sein Vorschlag von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft gebilligt. Im Rahmen der Forschungsreise wurde das Vermessungsschiff Meteor eingesetzt.
Die Meteor war ein ursprünglich unter dem Amtsentwurf von 1913 als Kanonenboot für die deutsche Kaiserliche Marine gebautes, aber als solches nicht fertiggestelltes Schiff, das nach einem Umbau in den Jahren 1923/24 in den Zwischenkriegsjahren als Forschungsschiff der deutschen Reichsmarine bekannt wurde. Die Vermessungsarbeiten wurden sowohl im Südatlantik als auch im Nordatlantik durchgeführt. Nach 1945 erfolgte die Auslieferung des Schiffes an die Sowjetische Marine, wo es als „Ekwator“ bis in die 1960er-Jahre als Forschungs- und Vermessungsschiff eingesetzt wurde. Die Länge des Schiffes betrug etwa 71 Meter, die Breite fast 11 Meter.
Die Meteor verließ am 16. April 1925 den Hafen von Wilhelmshaven und kehrte dorthin am 2. Juni 1927 zurück. Obgleich sich Merz in einem schlechten Gesundheitszustand befand, fungierte er bis zu seinem Tod im August 1925 in Buenos Aires als Leiter der Expedition. Nach Merz‘ Tod übernahmen der deutsche Meereskundler Georg Wüst und der deutsche Marineoffizier Fritz Spieß die Leitung der Expedition und führten diese zu Ende. Die Meteor durchquerte den Atlantischen Ozean vierzehnmal, um Profile des Ozeans zwischen dem 20. und 55. Grad nördlicher bzw. südlicher Breite aufzunehmen, wobei eine Gesamtstrecke von 67.500 Seemeilen zurückgelegt wurde. An Bord wurden 67.400 Echolotungen durchgeführt, um die Topographie des Meeresbodens abzubilden. Zusätzlich wurden 1.030 Ballon- und Drachenaufstiege sowie 9.400 Messungen von Temperatur, Salzgehalt und chemischer Zusammensetzung in unterschiedlichen Tiefen vorgenommen. Die Analyse der genannten Messungen ermöglichte die Erstellung eines Modells, welches die Zusammenhänge zwischen Meeresströmungen, Nährstoffverteilung und Planktonwachstum darstellt. Des Weiteren wurden erstmalig umfangreiche Untersuchungen zur Oberflächenverdampfung von Wasser durchgeführt. Ein besonderes Forschungsprojekt war das Projekt „M“. Die Abkürzung stand für die Gewinnung von Goldpartikeln aus Meerwasser. Es wurden etwa 5.000 Meerwasserproben aus unterschiedlichen Tiefen zwischen Südamerika und Afrika entnommen und unter strenger Geheimhaltung an das Berliner Speziallabor für Chemie von Fritz Haber weitergeleitet. Nach Abschluss der Expedition musste jedoch konstatiert werden, dass die Gewinnung von Gold aus Meerwasser nicht wirtschaftlich darstellbar war.
Die Prägung sämtlicher Medaillen erfolgte durch das Bayerische Hauptmünzamt. Die Vorderseite der Medaille präsentiert eine Abbildung des Vermessungs- und Forschungsschiffes Meteor unter Segeln auf stilisierten Wellen, welche das untere Drittel der Fläche ausfüllen. Die Darstellung ist von einem erhöhten Rand umgeben. Die Rückseite der Medaille ohne Rand zeigt die Darstellung eines Albatros im Flug. Über dem Albatros sind in zwei Zeilen die Worte „DEUTSCHE ATLANTISCHE“ zu lesen, unter diesem in drei Zeilen die Worte und Jahresangaben „EXPEDITION METEOR 1925–27“.
Die Auszeichnung wurde in zwei Varianten geprägt: als tragbare Silbermedaille mit einem vergoldeten Lorbeerzweig, sowie als nicht tragbare Bronzemedaille.
Die Bronzemedaille weist eine Randprägung mit der Inschrift „BAYER. HAUPTMÜNZAMT“ auf. Ihr Durchmesser beträgt 41,5 mm, ihr Gewicht 25,73 Gramm.
Die Silbermedaille weist, einschließlich eines Durchmessers von 41,5 mm, in der Prägung die gleiche Darstellung wie die Bronzemedaille auf.
Die Oberseite der Medaille ist mit einer rechteckigen Öse versehen, an der eine Zieraufhängung in Form eines vergoldeten horizontalen Lorbeerzweigs angebracht ist. Der Lorbeerzweig umfasst 23 Blätter sowie fünf Beeren. Auf der Rückseite des Lorbeerzweiges befindet sich eine bügelförmige Öse, die zum Durchziehen des Bandes dient. Die Anfertigung sowie die Befestigung des Lorbeerzweigs erfolgten durch die Firma Gebrüder Hemmerle in München.
Am Rand der Silbermedaille, gegenüber der Öse, befindet sich die Randpunze „BAYER. HAUPTMÜNZAMT ▪ FEINSILBER“.
Die Gesamtmasse der Medaille inklusive Lorbeerzweig beträgt 36,7 Gramm, wobei das Band nicht mit einberechnet ist.
Zur tragbaren Silbermedaille gehört ein etwa 30 mm breites hellblaues Seidenband mit schmalen weißen, von Silberdraht durchwirkten Kanten.
Die Medaille wurde in einem aus Holz gefertigten und mit rotem Gewebe bezogenen Präsentationsetui übergeben. Auf dem Deckel des Etuis befindet sich in neun Zeilen die goldene Inschrift „Erinnerungs-Medaille / an die / DEUTSCHE ATLANTISCHE / EXPEDITION METEOR / 1925 – 1927 / überreicht / von der / Notgemeinschaft / der Deutschen Wissenschaft“. Das Innere des Etuis weist eine Vertiefung für die Medaille sowie das Band auf und ist mit schwarzem Samt ausgekleidet. Die Etuis wurden von der Firma Zeh & Schien gefertigt.
In der Literatur und im Internet findet sich die These, dass die Silbermedaille in zwei Klassen unterteilt sei, wobei die erste Klasse mit einem vergoldeten, die zweite Klasse mit einem silbernen Lorbeerzweig angefertigt wurde. In Bezug auf die Verleihung der Medaillen ist zu lesen, dass angeblich 23 Exemplare der ersten Klasse an Offiziere und zivile Wissenschaftler und 188 Exemplare der zweiten Klasse an die Besatzung verliehen worden sein sollen. Dies würde eine Gesamtzahl von 221 verliehenen, tragbaren Medaillen entsprechen.
Die Anzahl hergestellter nicht tragbaren Medaillen aus Bronze ist nicht überliefert. Auch findet sich darüber nichts im Werkheft des Medailleurs Georgii.
Gemäß dem Bericht des Expeditionsleiters Fritz Spieß, Kommandant der Meteor, setzte sich die Besatzung des Schiffes aus neun Offizieren, neun Wissenschaftlern, einem Deckoffizier, sechs Feldwebeln, 23 Unteroffizieren, 79 Mannschaften sowie sechs Zivilangestellten zusammen, insgesamt 133 Personen. Die angenommene höhere Anzahl an verliehenen Medaillen lässt sich dadurch erklären, dass die Besatzung während der Reise teilweise wechselte und Medaillen auch an Personen vergeben wurden, die mit der Expedition in Zusammenhang standen, sich jedoch nicht an Bord befanden. Es konnten keinerlei Belege für die Anzahl der tatsächlich hergestellten Medaillen, ob tragbar oder nicht tragbar, ausfindig gemacht werden. Es lässt sich mit hinreichender Sicherheit annehmen, dass die überwiegende Mehrheit der im Handel angebotenen tragbaren Medaillen einen vergoldeten Lorbeerzweig aufweisen. Bei einigen dieser Medaillen lassen sich Verluste der Vergoldung durch Abnutzung oder Migration erkennen, was darauf hindeuten kann, dass Medaillen mit gänzlich silbernem Lorbeerzweig ursprünglich vergoldet gewesen sein könnten. Andernfalls wäre eine wesentlich häufigere Bekanntheit von Medaillen mit silbernem Lorbeerzweig zu erwarten. Dieser Umstand kann jedoch nicht bestätigt werden.
Zitat von Gert Efler aus OMM 44, Oktober 1991, dem Artikel über die Meteor-Medaille:
Offen blieb zunächst die Frage einer Einteilung in Klassen oder Stufen.
A. Hüsken, der zwei Medaillen in seinem Verkaufskatalog Nr. 1/1990 anbot, führte auf Anfrage dazu aus, dass seine Angaben – Medaille + silberne Agraffe = 2. Klasse = 188 Verleihungen – Medaille + goldene Agraffe = 1. Klasse = 23 Verleihungen aus einer zeitgenössischen Pressenotiz über die Verleihungen stammen.
Es konnte nicht eruiert werden, um welche Pressenotiz es sich dabei handelt. Daher lässt sich annehmen, dass die bislang nicht weiter verifizierten Angaben im Verkaufskatalog von Hüsken die ursprüngliche Quelle sind, auf der diese Angaben beruhen und an zahlreichen Stellen wiederholt wurden. Bislang konnte diese Pressenotiz nicht aufgefunden werden. Auch nicht eine andere Pressenotiz vom 23.06.1927, in der es heißen soll:
Weiter Zitat von Gert Efler:
Festlicher Empfang der Besatzung in Berlin durch den Reichspräsidenten, den Reichsminister des Innern sowie den Großadmiral a.D. Tirpitz. Da dem Reichspräsidenten die Weimarer Verfassung die Vergabe eines Ehrenzeichens verwehrt, zeichnet die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft die Besatzung aus.
Dieser festliche Empfang soll am 23.06.1927 stattgefunden haben. Dazu wird ausgeführt:
Zitat von Reinhard Hoheisel-Huxmann in: “Die Deutsche Atlantische Expedition 1925-1927 – Planung und Verlauf“
Aber nicht nur die >>scientific community<< lässt sich informieren, auch Reichspräsident Paul von Hindenburg empfängt am 23. Juni in Berlin fünf Herren des Expeditionsstabes (Neben F. Spieß die Wissenschaftler A. Defant, E. Hentschel, J. Reger, G. Wüst) in längerer Audienz, ebenso wie auch Reichsminister Walter von Keudell und Großadmiral Alfred von Tirpitz die Expeditionsteilnehmer begrüßen.
In seiner Dissertation schrieb Zitat von Dr. Jochen Kirchhoff
Der empirische Ertrag wie auch der kulturpolitische Erfolg der „Meteor“-Expedition fielen so positiv aus, dass sich Friedrich Schmidt-Ott im Mai 1927 nach einer langen Bahnreise über die Schweiz, Italien und Spanien nach Teneriffa auf den Kanarischen Inseln einschiffte, um den „Meteor“ dort persönlich willkommen zu heißen und die Besatzung mit einer eigens geprägten „Meteormedaille“ auszuzeichnen.
Fritz Spieß selbst schreibt in seinem Buch Die Meteor-Fahrt: Forschungen und Erlebnisse der Deutschen Atlantischen Expedition, 1925-1927, Verlag Reimer, Berlin 1928:
„Er dankte dem Kommandanten, dem wissenschaftlichen und militärischen Stab, sowie der ganzen Besatzung für die Durchführung des Planes unseres verewigten Alfred Merz, für die Bereicherung der geographischen Wissenschaft, für die Hebung des Ansehens deutscher Kultur und die würdige Vertretung des deutschen Namens in der Welt.
Am 23. Juni [Anm. 1927] begannen die Festlichkeiten in Berlin. Der Herr Reichspräsident nahm meine militärische Meldung entgegen, sprach sein Beileid zum jähen Verlust unseres wissenschaftlichen Leiters und seine lobende Anerkennung des wissenschaftlichen und nationalpolitischen Erfolgs unserer Reise im Auslande aus und Empfing dann Professor Defant, Professor Hentschel, Professor Reger, und Dr. Wüst, in Audienz. Am folgenden Tage [Anm. 24. Juni 1927] empfing uns nach einer Begrüßungssitzung der „Meteor“-Kommission festlich der Reichsminister des Innern Dr. von Keudell …
Noch eine Reihe festlicher Veranstaltungen und Begrüßungen, Ehrungen und Auszeichnungen folgten. Von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft wurde jedem Expeditionsteilnehmer und jedem Mann der Besatzung die „Meteor“-Medaille verliehen. In mehreren wissenschaftlichen Fachsitzungen wurde von den Expeditionsteilnehmern über die Expedition berichtet“ (S. 332).
Eine Recherche ergab, dass eine Pressemitteilung über die Sitzung am 24.06.1927 verfügbar ist:
Das Datum dieser Sitzung findet sich zudem auf dem Deckblatt der Veröffentlichung, welche die Festsitzung thematisiert:
Spieß liefert keine Informationen über den Zeitpunkt der Verleihungen. Ohne Angabe eines Datums lässt sich lediglich ableiten, dass Auszeichnungen und Ehrungen folgten. Dies lässt den Schluss zu, dass diese nach und nach, aber auf jeden Fall zu einem späteren Zeitpunkt, erfolgten. Dazu zählt auch die Verleihung der Meteor-Medaille. Somit nach Mai bzw. Juni 1927. Andernfalls hätten die Verleihungen in der oben genannten Pressemeldung oder anlässlich der Festsitzung mit großer Wahrscheinlichkeit Erwähnung gefunden.
Die in der oben genannten Dissertation dargelegten Geschehnisse beruhen auf einer fehlerhaften Interpretation von Spieß‘ Buch. Der Medailleur Georgii wurde frühestens im November 1927 mit dem Entwurf der Medaille beauftragt. Folglich kann eine Verleihung im Mai oder Juni 1927 ausgeschlossen werden.
Bislang konnten lediglich drei Verleihungen nachgewiesen werden, die mit einem Datum versehen sind. Zwei im Jahre 1928, eine im Jahre 1929.
Gemäß der Enzyklopädie Wikipedia wurde Lotte Möller ebenfalls mit der Meteor-Medaille ausgezeichnet. In der Zeit von 1925 bis 1927 war sie an der Vorbereitung der Deutschen Atlantischen Expedition des Forschungsschiffs Meteor mit Merz beteiligt. Aufgrund der bestehenden Geschlechtertrennung war es ihr als Frau nicht möglich, selbst an der Forschungsreise teilzunehmen, da ihr dies seitens der deutschen Marine verweigert wurde. An Land erfolgte durch sie die Entgegennahme der Proben sowie deren Analyse in Berlin. Im Jahr 1928 wurde ihr für ihre wissenschaftlichen Leistungen die Meteor-Medaille verliehen.
Es ist lediglich ein Dokument bekannt, welches in unmittelbaren Zusammenhang mit einer Verleihung an ein Besatzungsmitglied steht. Hierbei handelt es sich um das Übersendungsschreiben für die Medaille an einen Heizer der Meteor, welches auf den 9. Februar 1928 datiert ist (dokumentiert im Niemann-Katalog):
Ferner findet sich in der Leipziger Jüdischen Wochenschau vom 12. April 1929 folgender Bericht:
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Georgii von November bis Dezember 1927 am Entwurf der Medaille gearbeitet und diese im Januar 1928 abgeliefert hat, lässt sich annehmen, dass es sich entweder um den Entwurf oder um die geprägten Medaillen der Bayerischen Münze handelt. Demnach erscheint es plausibel, dass die Verleihung der Medaillen an jeden Expeditionsteilnehmer und jeden Mann der Besatzung nicht vor Februar 1928 stattgefunden haben kann, da erst zu diesem Zeitpunkt die Öse und der Lorbeerzweig durch die Fa. Hemmerle angebracht worden sein können.
Bedauerlicherweise lässt sich der Erscheinungsmonat des Spieß’schen Buches bislang nicht bestätigen. Unter der Voraussetzung, dass auch die übrigen Besatzungsmitglieder am 9. Februar 1928 die Medaille erhielten (der Unterschriftenstempel des Dokuments lässt vermuten, dass es kein einzelnes Übersendungsschreiben war), wäre der Erscheinungsmonat nicht vor Februar 1928 zu datieren.
In der Zusammenfassung lässt sich Folgendes festhalten:
- Expedition: von 1925 bis 1927
- Entwurf der Medaille: von November bis Dezember 1927
- Lieferung des Entwurfs bzw. der (ersten) geprägten Medaillen durch Georgii: Januar 1928
- Zusammenstellung der Medaille (Öse, Agraffe, Etui und Band) durch die Fa. Hemmerle: nicht vor Januar 1928
- Verleihung der Medaillen: ab Februar 1928 bis April 1929 (letzte in der Zeitung erwähnte und bekannte Verleihung)
- Erscheinungstermin des Buches von Fritz Spieß: nicht vor Februar 1928