Franz Xaver Honold – Ehrenmitglied der KWG

Franz Xaver Honold war der letzte badische Gesandte in Berlin.

Am 26. August 1881 in Riedböhringen auf der Baar geboren, kam der Referendar Honold 1906 nach Karlsruhe, wo er sein juristisches Staatsexamen ablegte und sich als Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht niederließ. Zuvor war er als Medizinstudent gescheitert, weil er „Abscheu vor dem Präparierboden“ empfand.
Heinrich Köhler, badischer Staatspräsident und nachmaliger Reichfinanzminister, entdeckte das diplomatische Talent in Franz Xaver Honold und schickte ihn 1926 als Gesandten nach Berlin. Der Umzug der Familie muss für einiges Aufsehen gesorgt haben, denn zum Transport des Hausstands waren nicht weniger als 17 Möbelwagen notwendig. Entsprechend aufwändig war offenbar das Leben der Familie in der Hauptstadt. Die Badische Gesandtschaft in der Lennéstraße war bald ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in Berlin. Prominente Politiker und Künstler gaben sich die Ehre. Praktisch jeder, der in Berlin von Bedeutung war, ist gelegentlich in die Gesandtschaft gekommen, von Reichspräsident Hindenburg bis zum katholischen Nuntius Pacelli, den späteren Papst Pius XII.
Während seiner fünfjährigen diplomatischen Tätigkeit erreichte Honold viel für seine badische Heimat. So erfuhr das Land am Oberrhein überdurchschnittliche Reichs- Förderung im Verkehrs-, Straßen und Eisenbahnwesen. Dank Honolds Fürsprache konnte in Heidelberg eine Krebsklinik errichtet und bei Karlsruhe eine Rheinbrücke gebaut werden. Er sorgte dafür, dass die Kunsthalle Feuerbachs „Gastmahl des Plato“ halten konnte. Hitler hatte seine Fühler nach dem Bild ausgestreckt. Allerdings war Honold bei der Machtergreifung der Nazis schon nicht mehr in Berlin. Weil er nie einen nach seiner Ansicht angemessenen Etat hatte, quittierte er 1931 den Dienst.
Zusammen mit dem 1945 als Widerstandskämpfer ermordeten Reinhold Frank betrieb er in der Hoffstraße 2 in einer während des Zweiten Weltkriegs zerstörten Jugendstilvilla eine Anwaltspraxis. Franz Xaver Honold starb am 28. Januar 1939 mit gerade 58 Jahren.

Bereits im Jahre 1911 wurde die Kanzlei Honold vom Vater des im Januar 2008 verstorbenen Seniorpartners Robert M. Honold, des letzten badischen Gesandten im Parlament der Weimarer Republik Franz Xaver Honold, als Kanzlei Honold gegründet, bevor dieser 1926 vom damaligen badischen Staatspräsidenten und späteren Finanzminister Heinrich Köhler nach Berlin gebeten wurde.
In den fünf Berliner Jahren erfolgreicher Vertretung badischer Interessen wurde die Kanzlei von dem 1923 aufgenommenen und 1945 hingerichteten Widerstandskämpfer Rechtsanwalt Reinhold Frank geleitet, bevor sie gemeinschaftlich nach der Rückkehr Honolds im Jahre 1931 in der Hoffstrasse 2 unter Honold & Frank als eines der renommiertesten Häuser in Karlsruhe weitergeführt wurde.
Nach dem frühen Tod Franz X. Honolds im Jahr 1939 war es dessen Sohn Robert M. Honold, der die Kanzlei Honold im Jahre 1952 wieder eröffnete.

Für die Jahre 1922-1927 war Karl Obser 1. Vorsitzender des Vereins, der jetzt „Badischer Kunstverein Karlsruhe“ hieß. Sein Nachfolger wurde Franz Xaver Honold, der das Amt bis 1939 bekleidete. 1933 wurde der Verein gleichgeschaltet und unterstand ab 1935 direkt der Reichskammer für bildende Künste, die auch den Vorsitzenden ernannte. 1944 kam der Ausstellungsbetrieb zum Erliegen. 1945 übernahm Bürgermeister Veit den kommissarischen Vorsitz. Unter der Bezeichnung Badischer Kunstverein Karlsruhe existiert der Verein bis heute.

Aus der Zeitung:

Der badische Gesandte in Berlin, Franz Xaver Honold, ist am 26. August 50 Jahre alt geworden. Franz Xaver Honold ist der Sohn des 1923 verstorbenen Wachsziehers Honold in Riedböhringen bei Donaueschingen. In Sasbach und in Konstanz verbrachte er seine Gymnasialzeit und wandte sich dann dem Studium der Rechtswissenschaft zu. Nach Besuch der Universitäten Freiburg und München begann Honold seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf dem Büro seines Wellendinger Landsmannes Konstantin Fehrenbach, des verstorbenen Reichskanzlers. Der Krieg erweiterte den Aufgabenkreis und im Jahre 1926 vertauschte er seine Anwaltspraxis am Oberlandesgericht in Karlsruhe mit dem Gesandtschaftsposten Berlin. Der Verein der Badener in Berlin zählt Honold zu seinen rührigsten Mitgliedern und mancher badische Gelehrte, Künstler und Dichter erfuhr durch ihn eine willkommene Förderung. Auch seine engere Heimat ist von ihm nicht vergessen worden und an der Verwirklichung der für die Baar so wichtigen Autolinie Donaueschingen – Schaffhausen hat er wesentliche Verdienste.

Aus der Zeitung:

Franz Xaver Honold, ein geborener Schwarzwälder, stellvertretender Bevollmächtigter beim Reichsrat, vollendet am 26. August das fünfzigste Lebensjahr. Gesandter Honold vertritt seit Juni 1926 das Land Baden in Berlin und zwar sowohl als Gesandter bei Preußen wie als stellvertretender stimmführender Bevollmächtigter Bandes beim Reichsrat. Seine Tätigkeit in diesen Jahren war von außerordentlichen Erfolgen begleitet. Dabei hat es Gesandter Honold verstanden, durch die gewinnende, ihn auszeichnende süddeutsche Art nicht nur bei den badischen Landsleuten in der Reichhauptstadt, deren Interessen er sich immer mit ganz besonderem Eifer annahm, steten Fuß zu fassen, sondern auch darüber hinaus bis in die hohen und höchsten Kreise der Kirche, des Parlaments, der Diplomatie und der Wirtschaft ein seltenes Ansehen sich zu erwerben.
Unter den vielen Ehrungen, die dem Gesandten Honold im Laufe der Jahre zuteil geworden sind, nennen wir insbesondere seine Ehrenmitgliedschaft die der bedeutenden deutschen wissenschaftlichen Gesellschaft, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, außerdem ist er auch Mitglied des Präsidiums des Harnack-Hauses.
Mit den herzlichsten Wünschen für Gesandten Honold aus Anlass seines fünfzigsten Geburtstages verknüpfen wir den weiteren aufrichtigen Wunsch, dass es ihm noch lange vergönnt sein möge, in der gleichen Erfolg gesegneten Weise für Land und Volk zu wirken.

Der Badische Gesandte Honold erhielt die Ehrenmitgliedschaft auf Grund seiner Verdienste um die Errichtung des KWI für medizinische Forschung in Heidelberg.
Des Weiteren ist Franz Honold in der Akte I. Abt., Rep. 1A, Nr. 2470 auf einer Liste vom Mai 1931 als Mitglied des Präsidiums des Harnack-Hauses aufgeführt, 1932 allerdings schon nicht mehr.

Rechtsanwalt Franz Xaver Honold — Eine Karriere in den „goldenen Zwanziger“ Jahren

Auf dem Weg über Karlsruhe, wo er seit 1911 ein Anwaltsbüro hatte, kam ein Baarmer in den zwanziger Jahren nach Berlin und spielte auf diplomatischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene für die Dauer eines halben Jahrzehnts in der Reichshauptstadt eine Rolle, die ihm in seiner Jugend niemand prophezeit hätte. Es war Franz Xaver Honold, von 1926 bis 1931 Badischer Gesandter und Reichsbevollmächtigter in Berlin. Wer immer in der Spätzeit der Weimarer Republik in Berlin Rang und Namen hatte, an der Spitze Reichspräsident v. Hindenburg und Nuntius Pacelli, der spätere Papst Pius XII., findet sich in den noch erhaltenen Gästebüchern aus dem Besitz von Franz Xaver Honold verzeichnet. Und nicht nur die führenden Persönlichkeiten des damaligen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens, auch ungezählte Badener, die studienhalber oder in Geschäften in Berlin zu tun hatten und die Gastfreundschaft der Familie Honold in der Lennéstraße genossen. Eine Gastlichkeit, die im Berlin der „goldenen Zwanziger“ Jahre für den Chef der badischen Gesandtschaft, damals auch Ehrenpräsident im Berliner Verein der Badener, sprichwörtlich war.
F. X. Honold kam aus Riedböhringen. Sein Vater war Wachszieher und Landwirt. Seine früh verstorbene Mutter war eine gebürtige Baumann. Zwei alteingesessene Geschlechter, die im 19. Jahrhundert der Gemeinde mehrfach auch die Bürgermeister stellten. Geboren am 26. 8. 1881, war der nachmalige badische Gesandte nur um drei Monate jünger als Augustin Bea, der spätere Kardinal. Beide verbanden gleiche Jugenderinnerungen und eine lebenslange Freundschaft.
Das Dorf in der Südbaar war nach den siebziger Jahren gleichsam über Nacht verkehrsmäßig „ins Abseits“ geraten. Es gab nicht mehr die gelben Postkutschen, nicht mehr die Gesellschaftsdroschken mit Engländern, die zuvor über Riedböhringen in die Schweiz reisten. Auch die Pilger, die nach Einsiedeln wallfahrteten oder zur Verena und den jährlichen Handelsmessen ins nahe Zurzach zogen, kamen nicht mehr durch den Ort mit den insgesamt fünf Gasthäusern bei rund 700 Einwohnern. „Drei Bahnlinien“ — so F. X. Honold — „führten in mäßiger Entfernung an dem Ort vorbei. Es glückte nie, den Anschluss an die Bahn zu bekommen. Durch das Dorf führte die Landstraße von Donaueschingen nach Schaffhausen, die, zunächst stark befahren, mit zunehmendem Eisenbahnverkehr aber fast bedeutungslos geworden ist“. Als eines Tages eine Engländerin dem Knaben auf der Straße ein Stück Schokolade gab, war dies eine Neuheit, die man im Riedböhringen der achtziger Jahre noch nicht kannte.
Nach der Erstkommunion hieß es aus dem Wachszieherhaus Abschied nehmen. Der Pennäler absolvierte die Unterstufe in Sasbach — offensichtlich ohne große Begeisterung; denn der Direktor der Lenderschen Anstalt riet zur Erlernung eines praktischen Berufes und fügte bei, das Studium könnte dem Jungen vielleicht auch nicht zu „seinem Seelenheil“ gedeihen. Der Riedböhringer Wachszieher, ein ernster, stiller Mann, hielt nichts von autoritärer Strenge und ließ den Filius entscheiden. Der wechselte als Tertianer in das heimat- und auch lebensnähere Konstanzer Gymnasium über, machte dort das Abitur und studierte an den Universitäten Freiburg, München und Berlin die Rechtswissenschaften. Es folgten 1906 und 1910 die Staatsexamina, und nach Ablauf des für den Staatsdienst erforderlichen Volontariats nahm Honold 1911 seine Tätigkeit als Rechtsanwalt in Karlsruhe auf im Büro seines Wellendinger Landsmannes Konstantin Fehrenbach, des nachmaligen Reichskanzlers und 1926 verstorbenen Zentrumspolitikers. Nichts deutete in den nächsten 15 Jahren auf eine ungewöhnliche Karriere hin.
F. X. Honold stand im 44. Lebensjahr, als er im Frühjahr 1926 den Ruf nach Berlin erhielt. In seinen „Lebenserinnerungen“ schildert Heinrich Köhler, damals Badischer Staatspräsident, wie er Rechtsanwalt Honold kennenlernt. Es war bei einer Abendgesellschaft im Hause des Karlsruher Zentrum-Stadtrats Willy Menzinger, seines Zeichens „Generalkonsul der Republik Deutsch-Österreich“. Köhler bietet dem überraschten Gesprächspartner „unter vier Augen“ den Posten des Badischen Gesandten in Berlin an und hat innerhalb 24 Stunden die Zusage.
„Eine repräsentative Erscheinung“ — so Köhler, 1927/28 Reichsfinanzminister, „hatte Honold eine ausgesprochene Freude am gesellschaftlichen Auftreten; dabei war er sehr vermögend, CV-er und Anhänger des Zentrums, wenn auch bisher nicht hervorgetreten; in allen Kreisen der Gesellschaft samtseiner ebenfalls recht lebensfrohen Frau angesehen und beliebt, führt er ein großes Haus mit gepflegter Geselligkeit. So schien er mir — vorausgesetzt, dass er politisch in jeder Beziehung einwandfrei war — die geeignete Persönlichkeit, Baden in der Reichshauptstadt würdig zu vertreten“. Die Berufung war „ein ausgesprochen guter Griff, versichert Köhler und fährt fort: „Die Ernennung Honolds erregte natürlich Aufsehen, aber auch viel Zustimmung, da er als außerhalb des politischen Kampfes Stehender nicht in die angebliche Parteibuchmaschinerie eingegliedert werden konnte.“
„Mit 17 Möbelwagen, was damals erhebliches Aufsehen erregte“ — ging die Übersiedlung in die Reichshauptstadt vor sich. Mehr als fünf Jahre nahm dann F. X. Honold die badischen Interessen in Berlin war. Heinrich Köhler rühmt die gesellschaftlichen Talente und die großzügige Repräsentation, mit der der Rechtsanwalt aus Karlsruhe innerhalb kurzer Zeit die badische Gesandtschaft in der Lennéstraße 12 zu einem gesuchten Treffpunkt der politischen, wirtschaftlichen, künstlerischen und landsmannschaftlichen Kreise in Berlin zu machen verstand. „Seinem Lande leistete er in großzügiger Arbeit wie in vorbildlicher Repräsentation, oft beide miteinander erfolgreich verbindend, unschätzbare Dienste. Dass der amerikanische Botschafter Schurman eine Millionenspende für den Bau eines Kollegienhauses der Universität Heidelberg mobilisierte, war Honolds Bemühungen zu verdanken.“
Freilich, mit Beginn der Wirtschaftskrise war früher oder später ein Ende dieser Einrichtung der innerdeutschen Gesandten abzusehen. Für F. X. Honold waren finanzielle Überlegungen maßgebend, als er zum 31. 10. 1931 auf eigenen Wunsch aus dem Amt als Badischer Gesandter ausschied und in seine Anwaltspraxis nach Karlsruhe zurückkehrte.
„Die Tatsache‘ — so Heinrich Köhler — „dass meine Nachfolger im (badischen) Staatsministerium sich zwar die Honoldsche Gastfreundschaft in Berlin gefallen ließen, sich aber nicht für eine entsprechende geldliche Ausstattung des Postens im badischen Etat einsetzten, so dass Honold einen großen Teil seines Privatvermögens opfern musste, waren die Gründe, dass er nach Karlsruhe als Anwalt zurückzog.“
Es ist hier nicht der Raum, auf die Förderungen, die der Badische Gesandte für das Land Baden und seine Wirtschaft erwirkte, im Einzelnen einzugehen. Dass Pfarrer Sonnenschein, der moderne Berliner Großstadtseelsorger der zwanziger Jahre, in Franz Xaver Honold einen maßgeblichen Gönner und Mitorganisator bei der Schüler- und Studentenbetreuung hatte, sei wenigstens angedeutet.
„Auch seine eigene Heimat“ — so der Donaubote vom 25.8. 1931 — „ist vom badischen Gesandten nicht vergessen worden. An der Verwirklichung der für die Baar so wichtigen Autolinie Donaueschingen—Schafffausen hat er wesentliche Verdienste. Die Baar schätzt an ihm seine enge Heimat und Volksverbundenheit, die er auch im hohen Norden sich bewahrte.“
Und aus gleichem Anlass — dem 50. Geburtstag des Gesandten — berichtet das Donaueschinger Tagblatt am 26. 8. 31 aus Riedböhringen: „Die Verbindung zu seiner Heimat pflegt Honold aufs herzlichste. Jederzeit hat er sich angelegen sein lassen, für alle Belange des badischen Landes, insbesondere seines Heimatbezirks Donaueschingen seine ganze Person einzusetzen, und mancher Erfolg wäre ohne ihn nicht zu verzeichnen gewesen.“
Der Kreis und die Stadt Donaueschingen profitierten in der Ära von Bürgermeister Friedrich Fischer, einem Studienfreund von F. X. Honold, von den Ratschlägen und vielseitigen Beziehungen des Badischen Gesandten, als es in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre um den Ausbau des Nahverkehrs durch die Baaremer Postbus-Linien ging.
F. X. Honold, seit 1913 mit Cornelie Helene Schmitt und nach deren frühem Tod seit 1924 mit Alice Müller verheiratet, war nach 1933 als Zentrumspolitiker nicht ungefährdet. Sein Haus war nun nicht nur eine Stätte der Gastfreundschaft, sondern mehr und mehr auch ein Treffpunkt der Gegner des Nazi-Regimes. Honolds Sozius in der Anwaltskanzlei, Rechtsanwalt Reinhold Frank, ist am 20. Juli 1944 als führender Mann des Widerstandes in Baden verhaftet und Anfang 1945 hingerichtet worden.
F. X. Honold, mit seinen 1,91 Meter ein Hühne von friderizianischem Gardemaß, starb, erst 58 Jahre alt, am 28. Januar 1939 in Karlsruhe. „Für ihn war“ — so sein Sohn und Nachfolger in der Anwaltspraxis, Rechtsanwalt Robert M. Honold — „neben der Familie und der beruflichen und politischen Aufgabe die Förderung der schönen Künste selbstverständlich“.
Literatur: Heinrich Köhler: Lebenserinnerungen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1964.
R. M. Honold: Franz Xaver Honold, in: Heimschule Lender 1875—1975.
Lorenz Honold: Der Kardinal, der aus der Stille kam, in: Almanach 82, Heimatjahrbuch Schwarzwald-Baar-Kreis.
Josef Werner: Gedenkblatt zum 100. Geburtstag von F. X. Honold, in: Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe, vom 26.8.1982.

Baden und Karlsruhe gehörten sein Herz und sein Verstand
Gedenkblatt zum 100. Geburtstag von Franz Honold

In den sogenannten „goldenen zwanziger Jahren“ spielte in Berlin auch ein zum Karlsruher gewordener Südbadener eine maßgebliche Rolle. Es handelte sich um den Chef der — aus der Zeit des Kaiserreichs fortbestehenden — Badischen Gesandtschaft an der Lennéstraße in Berlin, Franz Xaver Honold. Unter ihm wurde die diplomatische Vertretung Badens zeitweise fast zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt der Reichshauptstadt.
Der 100. Geburtstag Honolds am heutigen 26. August ist ein guter Anlass, sich des Lebens und Wirkens dieses Mannes zu erinnern, der zu den profiliertesten Karlsruher Persönlichkeiten zwischen den beiden Weltkriegen zählte.
Franz Xaver Honold war, wie gesagt, von „Hause“ aus kein Karlsruher, wie sehr er dies später auch geworden ist. Nein, der spätere badische Diplomat stammt aus Riedböhringen auf der Baar, hatte den — gleichfalls dort geborenen — Augustin Bea, den nachmaligen Kardinal, als Schulfreund. Sein Elternhaus war von Bescheidenheit geprägt: Der Vater war von Beruf Wachszieher. Als Honold nach vierjährigem Besuch der Lenderschen Anstalt in Sasbach ans Konstanzer Gymnasium überwechselte, riet der Sasbacher Direktor in einem Brief an Honolds Vater, den Sohn lieber einen praktischen Beruf erlernen zu lassen. Für ein Studium eigne er sich nämlich nicht, und dieses wäre vielleicht auch nicht zu seinem seelischen Heile.
Glücklicherweise hielt sich Vater Honold nicht an diesen Rat, ließ den Sohn vielmehr gewähren, als es ihn nach dem Abitur zunächst zur Medizin, danach — aus Abscheu vor dem „Präparierboden“ — davon weg und zur Juristerei zog. 1906 das juristische Staatsexamen in Karlsruhe, nach dem üblichen Durchlauf staatlicher und kommunaler Anlernstellen, u. a. auch bei der Stadt Karlsruhe, 1911 die Niederlassung als Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht, danach Kriegsdienst mit dem stolzen Abschlussrang eines Vizefeldwebels, dann zurück in die Anwaltspraxis — dies waren die beruflichen Stationen Honolds bis zu der Zeit, da er, im Frühjahr 1926, den Ruf nach Berlin erhielt.
Heinrich Köhler war es, der badische Staatspräsident und spätere Reichsfinanzminister, der Honold „entdeckte“. In seinen Lebenserinnerungen beschreibt Köhler seinen „Kandidaten“ für das Amt des badischen Gesandten als einen Mann, der „samt seiner ebenfalls recht lebensfrohen Frau in allen Kreisen der (Karlsruher) Gesellschaft angesehen und beliebt“ gewesen sei und „ein großes Haus mit gepflegter Geselligkeit“ geführt habe. Honold erbat sich 48 Stunden Bedenkzeit und zog danach — mit 17 Möbelwagen, was damals erhebliches Aufsehen erregte — nach Berlin um, samt Familie natürlich.
Fünf Jahre lang vertrat Honold danach die badischen Interessen in Berlin, war zugleich Bevollmächtigter im Reichsrat. Praktisch jedermann, der im Berlin dieser Jahre Rang und Namen hatte, war irgendwann einmal zu Gast bei den Honolds, vom damaligen Reichspräsidenten Hindenburg bis zu Nuntius Pacelli, dem späteren Papst- Pius XII., von den Reichskanzlern jener bewegten Zeit bis zu Außenminister Stresemann und unzähligen Künstlern. Die badische Gesandtschaft galt unter Honold als die gastfreundlichste aller Ländervertretungen, es gab unzählige Konzerte und Vorträge, aber auch gesellige Abende für die Badener in Berlin. Seine Söhne Dr. Guido (der Arzt) und Robert M. (der Rechtsanwalt), beide in Karlsruhe, schwärmen noch heute von „ihren“ Berliner Jahren. Sie wissen allerdings auch zu berichten, dass sich ihr Vater ungemein stark im sozialen Bereich engagierte, dass seine zusammen mit dem „Arbeiterpriester“ Carl Sonnenschein organisierte Schüler- und Studentenbetreuung Aufsehen erregte.
Das damalige Land Baden verdankte seinem Berliner Gesandten Honold eine überdurchschnittliche Förderung des Verkehrs-, Straßen- und Eisenbahnwesens durch das Reich, die Gründung der Heidelberger Krebsklinik, den Aufschwung des Badenwerks.
Karlsruhe aber hatte Honold den Bau der neuen Rheinbrücke, vielfache Hilfen für die damalige Technische Hochschule und — die Bewahrung von Feuerbachs „Gastmahl des Plato“ für die Kunsthalle (Hitler hatte es in Berlin haben wollen) zu verdanken.
Doch das war schon eine spätere Zeit. Honold, der jährlich neu und meist vergeblich um einen angemessenen Etat hatte kämpfen müssen, war es lt. Köhler leid, weiterhin einen beträchtlichen Teil seines Privatvermögens in die Gesandtschaft zu investieren und zog sich 1931 nach Karlsruhe zurück. Zusammen mit Reinhold Frank, dem 1945 hingerichteten Widerstandskämpfer, betrieb er in der Hoffstraße 2 eine Anwaltspraxis. Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 quittierte er im Familienkreis spontan mit der Bemerkung: „Das ist der Krieg“. Doch erlebt hat er ihn nicht mehr. Der lebensfrohe, „ungeheuer liebe“ (so einer seiner Söhne) Mensch, mit 1,91 m Größe auch äußerlich ein wahrhaftiges Mannsbild, starb, erst 58 Jahre alt, am 28. Januar 1939. Franz Xaver Honold war der letzte badische Gesandte in Berlin, ein Mann, dem man nachsagt, sein Herz und sein Verstand Baden gehört und — Karlsruhe.

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