Laut Gaedechens (Hamburgische Münzen und Medaillen. Bd. 3, Hamburg 1876, S. 182, Nr. 2123) war die im Jahre 1863 gestiftete Medaille zur Verteilung an diejenigen bestimmt, welche sich um den zoologischen Garten verdient gemacht hatten.
Die Medaille gab es in Bronze und Silber. Ein Exemplar in Gold war für den Freiherrn Ernst von Merck bestimmt, der vor der Überreichung verstarb.
Gezeigt wird die Medaille in Bronze. Sie hat einen Durchmesser von 57 mm und ein Gewicht von 82 gr. Die Medaille in Silber wog bei gleicher Größe 73 gr.
Beschreibung
Avers: In einer aus sechs Halbkreisen gebildeten Einfassung mit verzierten Zwickeln ein Löwenkopf umgeben von Tieren aller Art. Umschrift auf einem Band: DIE + ZOOLOGISCHE + GESELLSCHAFT + ZU + HAMBURG + 1863. Unten: STEINLE INV. – LORENZ F.
Revers: Auf einem gemusterten Grunde ein verschlungenes Band auf das Name und Widmung graviert werden konnte. Umschrift auf einem oben geschnallten Bande: DEN + FREUNDEN + UND + BEFÖRDERERN + DER + WISSENSCHAFT + GEWIDMET.
Der Entwurf der Medaille stammt von dem österreichischen Kunstmaler Edward Jakob von Steinle, geboren am 02.07. 1810 in Wien, gestorben am 19.09.1886 in Frankfurt am Main.
Steinle war Schüler der Akademie der bildenden Künste in Wien, später von Leopold Kupelwieser und ging 1828 nach Rom, wo er sich eng an Friedrich Overbeck und Philipp Veit anschloss und bis 1834 blieb. In die Heimat zurückgekehrt, lebte er mit einigen Unterbrechungen, unter anderem veranlasst durch einen Aufenthalt in München zur Erlernung der Freskotechnik bei Peter von Cornelius, in Frankfurt am Main und wurde dort 1850 erster Professor am Städelschen Institut.
1838 führte er in der Kapelle des Bethmann-Hollwegschen Schlosses Rheineck seine ersten Fresken aus. Dann begann er im Domchor zu Köln Freskogemälde, die Engelchöre auf Goldgrund darstellen. 1844 malte er für den Kaisersaal zu Frankfurt am Main das Urteil Salomos. 1857 begann die Ausmalung der Ägidienkirche in Münster. Von 1860 bis 1863 beschäftigten ihn die vier großen, die Kulturentwicklung der Rheinlande schildernden Fresken im Treppenhaus des damaligen Wallraf-Richartz-Museums in Köln.
Dann malte er von 1865 bis 1866 die sieben Chornischen der Marienkirche in Aachen aus. Nach Beendigung der Ausschmückung der fürstlich Löwenstein-Wertheimschen Kapelle zu Kleinheubach mit Fresken und Ornamenten wurde ihm 1875 die Ausmalung des Chors im Münster zu Straßburg übertragen, und 1880 erhielt er vom Frankfurter Dombauverein den Auftrag, das Innere des Kaiserdoms vollständig auszumalen, wozu er einen umfangreichen Entwurf im Verein mit dem Architekten und Glasmaler Alexander Linnemann aufstellte.
Medailleur dieser Medaille war Carl Heinrich Lorenz, geboren am 24.08.1810 in Berlin, gestorben am 06.01.1888 in Hamburg.
Studium an der Berliner Akademie, danach 1832 – 1834 Arbeit in Wien. Nach einem Italienaufenthalt bis 1848 Medailleur in Berlin. 1848 – 1858 Leiter der Dänischen Münze in Altona. 1859 – 1861 Chefmedailleur in St. Petersburg, danach tätig in Hamburg. 1869-71 gemeinsame Werkstatt mit seinem Sohn Johann Jacob Lorenz (Lorenz u. Sohn).
Die Medaille wurde in einem 72 x 72 mm großen und mit rotbraunem Textil bezogenen Holzetui verliehen, welches innen mit dunkellilafarbenen Samt und Seide ausgekleidet war. Die Farben im gezeigten Etui sind stark ausgeblichen.
Die gezeigte Medaille war der Gravierung gemäß für einen Herren E. Dörries in Hamburg bestimmt. Zwar wurde in den Hamburger Adressbüchern aus der Zeit ein Friedrich Nicolai Daniel Dörries gefunden, welcher sich nach Auflösung seiner Großbäckerei als Futtermeister im Hamburger Zoo beschäftigen lies; ein E. Dörries konnte in den Adressbüchern jedoch nicht gefunden werden. Um wen es sich bei Herrn E. Dörries handelt ist bis heute ungeklärt.
Über die Herstellungszahlen der silbernen und bronzenen Medaillen wurde mir nichts bekannt.
Der Zoologische Garten Hamburg wurde am 17. Mai 1863 als fünfter deutscher Zoo eröffnet. Die Gründung der erfolgte auf Initiative einiger Hamburger Bürger (unter ihnen Ernst Merck, Karl August Möbius, Heinrich Föhring und Heinrich Adolph Meyer).
Der Eröffnung war eine mehr als dreijährige Planungsphase mit der Gründung der Zoologischen Gesellschaft zu Hamburg auf Aktienbasis im Jahre 1860 vorausgegangen. Bei der Gründung wurden (mit dem Recht auf freiem Eintritt) Familien-Aktien zu 375 Mark banco sowie personelle Aktien zu 250 Mark ausgegeben. Aus dem Reingewinn sollten jährlich mindestens 13 Aktien zurückgezahlt werden. Nach Auslosung sämtlicher Aktien sollten die Anlagen dem Staat zufallen. Bereits 1862 wurde der Zoologe Alfred Brehm zum ersten Direktor des Zoologischen Gartens berufen. Während seiner Zeit als Zoodirektor entstanden die ersten Bände zu seinem Hauptwerk Illustrirtes Thierleben (später Brehms Tierleben), das ab 1863 erschien. Finanziert durch eine Kapitalerhöhung in Actien zu 500 Mark banco wurde ab 1864 ein großes Wintergebäude errichtet. Der Hamburger Zoo beherbergte bei seiner Eröffnung das erste öffentliche Meerwasseraquarium auf deutschem Boden. Unter Brehms Leitung wuchs die artenreiche Tiersammlung rasch an. Als Zwischenstation im aufblühenden Tierhandel bot der Hamburger Zoo in den Anfangsjahren einen häufiger wechselnden Tierbestand. Nach Reibereien mit dem Verwaltungsrat des Zoologischen Gartens und der Beschneidung von Brehms Kompetenzen kündigte Brehm auf Drängen des Verwaltungsrates mit Schreiben vom 29. Oktober 1866, das sein Ausscheiden zum Mai 1867 vorsah. Nachdem der Konflikt jedoch in die Öffentlichkeit getragen worden war, wurde Brehm am 23. November 1866 mit sofortiger Wirkung entlassen.
Kommissarisch hatte den Zoo wohl Inspektor Sigel geleitet. Einen Nachfolger zu finden, war nicht einfach. Ernst Haeckel lehnte die Stelle ab. Im Januar 1868 übernahm dann der Zoologe Franz Hilgendorf die Leitung des Zoos, blieb aber nur bis zum 1. November 1870. Danach war die Position gar bis 1875 unbesetzt, bis der Hamburger Mädchenschullehrer Heinrich Bolau zum 14. Oktober 1875 als Direktor berufen wurde. 1889 zog die Einführung elektrischer Beleuchtung und die damit längeren Öffnungszeiten weitere Besucherströme an, da der Park nun auch nach Einbruch der Dunkelheit besucht werden konnte. Tägliche Konzerte und Tanzveranstaltungen während der Sommermonate, einhergehend mit hohen Eintrittsgeldern, ließen den Zoo zum kulturellen Mittelpunkt der Hamburger „upper class“ avancieren. Während Bolau´s Amtszeit eröffnete Hagenbeck 1907 seinen als Tierparadies gepriesenen Tierpark in Stellingen und machte dem chronisch unterfinanzierten Hamburger Zoo zusätzlich das Leben schwer, zu dem dieser keine Innovationen entgegenzusetzen wusste. Des Amtes müde, ließ sich Bolau zum 1. Mai 1909 in den Ruhestand versetzen. So trat der afrikaerfahrene Zoologe Julius Vosseler 1909 kein leichtes Erbe an. Dennoch gelang es ihm, einen erlesenen Tierbestand aufzubauen und den Tieren in schwierigen Zeiten eine tadellose Pflege angedeihen zu lassen. Als die Zoologische Gesellschaft Hamburg die Umwandlung in einen Volks- und Vogelpark betrieb, ließ sich der verdiente Zoodirektor 1927 in den Ruhestand versetzen.
Der Zoologische Garten am Hamburger Dammtor hatte eine Fläche von ca. 14 Hektar, die der Zoologischen Gesellschaft für fünfzig Jahre vom Hamburger Senat für 50 Jahre kostenfrei überlassen wurde. Nur schleppend konnten Verlängerungen ausgehandelt werden, so dass die Fläche nach 1920 der Stadt Hamburg zurückgegeben werden sollte. 1921 erfolgte die Umbenennung in AG Zoologischer Garten in Hamburg und eine neue Definition des Zweckes: „Unterhaltung eines Vogel- und Volksparks,[um] in gemeinnütziger Weise das Interesse für Naturwissenschaften, namentlich auch unter der minderbemittelten Bevölkerung zu verbreiten, insbesondere Vögel zur Belehrung und Freude des Publikums unter möglichst naturgemäßen Bedingungen zu halten.“ Der Zoologische Garten ist seit 1930 geschlossen. Nachdem sich die wirtschaftliche Lage des Zoos zusehends verschlechterte und sich die Besucher mehr der Hagenbeck’schen Konkurrenz zuwandten, wurde die Gesellschaft nach einem Zwangsvergleich 1931 aufgelöst und der Zoo geschlossen. Ein Teil des Geländes wurde in einen als „Volkspark“ bezeichneten Rummelplatz mit Jahrmarktsbetrieb umgewandelt, der andere in einen Vogelpark. Letzterer wurde bereits nach eineinhalb Jahren liquidiert. In den Jahren 1934 und 1935 wurde die Parkanlage unter Leitung des Gartenarchitekten Karl Plomin für die Niederdeutsche Gartenschau neu gestaltet. An dieser Stelle befindet sich seitdem Planten un Blomen, eine etwa 47 ha große Parkanlage. Die Tiergartenstraße an der Grenze zur Bahn erinnert an diese Einrichtung. Bis 1970 wurden im Hamburger Stadtpark einige Kleintiergehege aus dem Zoologischen Garten gehalten.