Patent über die Widerbelebung der Gesellschaft des Schwanen-Ordens.
Vom 24. April 1843.
WIR FRIEDRICH WILHELM, VON GOTTES GNADEN König von Preussen etc. etc.
Allen, die Gegenwärtiges lesen, Unsern Gruss zuvor.
Von dem vielfach Erfreulichen, welches unsere Zeit, unter den Segnungen eines langen Friedens – den Gott uns erhalten wolle – hervorbringt, verdient kaum Etwas grössere Anerkennung und Beachtung, als die weit verbreiteten Bestrebungen „auf dem Wege der Bildung von Vereinen physische und moralische Leiden zu lindern”.
Dies Bestreben ist wesentlich eins mit dem, das Christenthum zu beweisen, – nicht durch Bekenntnisstreit oder nur in äusserlichen Geberden – wohl aber in seinem Geist und seiner Wahrheit, nämlich durch Leben und That.
Durchdrungen von der Ueberzeugung, dass viele jener achtungswürdigen Vereine zu der vollen Wirksamkeit, deren sie fähig sind, nur dann gelangen können, wenn sie ein gemeinsames Band um einen leitenden und anregenden Mittelpunkt vereinigt, haben Wir beschlossen, den ältesten Orden Unseres Hauses, die Gesellschaft des Schwanen-Ordens, welche gerade jetzt vor 400 Jahren von Unserm in Gott ruhenden Ahnherrn, dem Erzkämmerer und Churfürsten Friedrich II. gestiftet, und nie förmlich aufgehoben worden, wieder zu beleben und dem erwähnten Bedürfniss entsprechend, neu einzurichten.
Schon der Sinn der im Jahr 1443 verfassten Statuten dieses Ordens ist kein anderer, als ,,Bekenntniss der christlichen Wahrheit durch die That”.
Wir haben die Anfertigung neuer Statuten und die Bildung eines leitenden Ordensrathes befohlen, dessen Gliederung in Abtheilungen zur Leitung der verschiedenen Thätigkeiten der Gesellschaft demnächst erfolgen soll. Unsere nächste Sorge für die praktische Wirksamkeit der Gesellschaft des Schwanen-Ordens soll die Stiftung eines evangelischen Mutterhauses in Berlin für die Krankenpflege in grossen Spitälern sein.
Den Ordenszeichen haben Wir diejenige Veränderung gegeben, welche Uns den gegenwärtigen Verhältnissen entsprechend erscheint.
Die für die Zwecke des Ordens unmittelbar arbeitenden Mitglieder, nämlich die Pfleger und Pflegerinnen der Leidenden, der reuigen Gefallenen, der Bestraften u.s.f., sowie die Geistlichen, welchen etwa die unmittelbare Leitung von Stiftungen der Gesellschaft und die Seelsorge in denselben anvertraut wird, tragen kein Ordenszeichen.
Die Insignien des Schwanen-Ordens sind nicht, gleich denen anderer Orden, bestimmt, als ein Schmuck des Verdienstes, als eine Auszeichnung verliehen zu werden; nur die goldene Kette desselben wollen Wir in seltenen Fällen als Königliches Ehrengeschenk an gekrönte Häupter und erlauchte Personen verleihen. Der Schwanen-Orden soll vielmehr „eine Gesellschaft” sein, in die man freiwillig eintritt, um sich thätig einem der Zwecke derselben zu weihen, aus welcher man aber auch ohne Unehre austreten kann, wenn man jener Thätigkeit sich zu widmen, nicht ferner den Beruf fühlt oder im Stande findet. Die Aemter und Würden des Ordens bezeichnen nur die Sphäre der Thätigkeit der damit Beliehenen und die Nahe oder Ferne, in der sie von seinem Mittelpunkt stehen. Männer und Frauen ohne Ansehen des Standes und Bekenntnisses können, wenn sie den Pflichten der Gesellschaft sich zu unterziehen bereit sind, in dieselbe aufgenommen werden. Wir Selbst haben, wie solches allen Unseren Vorfahren an der Chur und Krone zugestanden hat, mit Unserer vielgeliebten Gemahlin, der Königin Majestät, das Grossmeisterthum des Ordens und damit die oberste Leitung Seiner Thatigkeiten übernommen. – Nur solche Stiftungen und Vereine, die von dem Orden ausgehen, stehen von selbst unter Unserer und der Ordens-Behörden Leitung. Alle anderen aber nur dann, wenn sie selbst die Aufnahme aus freiem Willen begehren und der Orden dieselben seinem Zwecke entsprechend befindet. Wir würden die Tugend, welche neben der Tapferkeit und Treue Unser geliebtes Volk am schönsten ziert, tief verkennen, vermeinten Wir, mit dem Glanze und den Mühen eines Ordens Uns in das Heiligthum stiller Wohlthätigkeit lohnend und fördernd zu drängen. Unsere Absicht ist allein die: durch vereinte Kräfte auf dem bezeichneten fruchtbaren Felde Grosses zu wirken. An Gottes Segen ist Alles gelegen. Ihn flehen Wir auf dieses Werk herab, damit die erneute Ordens-Gesellschaft zur Linderung und Heilung vielfacher Leiden erwachse und emporblühe, und damit Männer und Frauen aus allen Bekenntnissen, Ständen und Stämmen Unseres Volkes in zahlreichem Verein und im edelsten Wetteifer beweisen mögen, dass sie das Wort des Herrn beherzigen: ,,An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen.”
Im dem Bewusstsein, dass der Zweck, für welchen Wir den Schwanen-Orden wieder herstellen, ein guter, dass die Absicht dabei lediglich gerichtet ist auf Abhülfe fühlbarer Mängel, auf Förderung heilsamer Anstalten, befehlen Wir Unsere Stiftung getrost und freudig dem König der Könige. – Unter Seinem Segen wird sich eine wahrhaft edle Schaar sammeln, welche das Grosse, Heilsame, Thatkräftige in den Richtungen dieser Zeit mächtig erfassen und fordern, allem Verderblichen darin aber ritterlich widerstehen wird, nicht durch Kampf und Streit, nicht durch heimliches Treiben, wohl aber durch das, worin allein alle christlichen Bekenntnisse sich vereinen können und sollen, durch thätiges Ueben des göttlichen Willens in Siegesgewissheit der göttlichen Liebe. Der Ordens-Wahlspruch Ist: Gott mit uns!”
Gegeben zu Berlin am Vorabend vor dem Christfest 1843.
(L. S.) (gez.) FRIEDRICH WILHELM.