Erlass, die Stiftung eines Ehrenzeichens für Verdienste während der Wassersnoth 1882/83 betreffend.
LUDWIG IV. von Gottes Gnaden Großherzog von Hessen und bei Rhein.
Nachdem Ende November vorigen Jahres die Hochwasser des Rheins und Mains schwere Verwüstungen insbesondere in den Kreisen Mainz, Oppenheim und Offenbach angerichtet, hat schon zu Ende des vorigen und zu Anfang des gegenwärtigen Jahres eine erneute Hochfluth ungleich größere Strecken Landes bedeckt und ungleich höhere Schäden herbeigeführt. So sehr Ich mit Meinem Volke diese furchtbare Heimsuchung beklage, so gereicht Mir doch zu lebhafter Genugthuung die Wahrnehmung, wie überall, wo die andrängenden Wogen Leben und Eigenthum der Bewohner der bedrängten Orte gefährdeten, müthige Männer sich fanden, welche den Bedrohten zur Hülfe eilten, sei es daß sie mit Unerschrockenheit und Ausdauer die Dämme ergänzten, verstärkten oder vertheidigten, sei es daß sie mit Verachtung eigener Gefahr und eigenen Ungemachs für die Bergung des Lebens und Eigenthums ihrer bedrängten Mitbürger thätig bemüht waren. Wie bei diesem Rettungswerk Mitglieder aller Schichten der Bevölkerung ohne Unterschied des Standes und Berufs sich verdient gemacht haben, so soll auch ein und dasselbe Ehrenzeichen die Brust aller Derer schmücken, welche bei jenem Rettungswerk sich vorzugsweise ausgezeichnet haben. Ich habe daher beschlossen, als
EHRENZEICHEN FÜR VERDIENSTE WÄHREND DER WASSERSNOTH 1882/83 ein silberne, mit bezüglicher Inschrift versehene Medaille, welche an dem Bande des Philippsordens getragen wird, zu verleihen. Ich spreche gleichzeitig aber Allen, welche sich bei der Hülfeleistung betheiligt haben, auch dort, wo, wie bei der zweiten Ueberschwemmung im Kreise Offenbach, die Verhältnisse eine plötzliche und dringende Gefahr für Leben und Eigenthum nicht mit sich brachten, ferner allen Denjenigen, welche in wahrhaft erhebender Weise gewetteifert haben, durch Gaben an Geld und Gebrauchsgegenständen die Lage der von dem zerstörenden Naturereigniß Betroffenen zu erleichtern, sowie allen Denjenigen, welche durch freiwilliges Opfer an Zeit und Kraft für die Unterbringung, Verpflegung und Versorgung der vom Wasser aus ihrer Heimstätte Vertriebenen gesorgt haben und noch sorgen, für ihr opferwilliges thatkräftiges Verhalten Meine warme Anerkennung und Meinen Landesherrlichen Dank aus.
Darmstadt, den 24. Februar 1883.
LUDWIG [Unterschrift]
v. Starck [Unterschrift]