Herstellung eines Verdienstordens in der Neuzeit
am Muster eines Verdienstkreuzes 1. Klasse
(Das Herstellungsverfahren wird nur schematisch
dargestellt. In der Anfertigungsweise kommt es je nach Firma zu
unterschiedlichen Verfahren)
Die Herstellung eines Ordens bei einem Juwelier, der noch
in Handarbeit alle Teile fertigte, sind zumindest bei der Mehrheit der
bundesrepublikanischen Orden und Ehrenzeichen vorbei. Es kommen überwiegend nur
noch maschinelle Fertigungen vor. Der Umstand der Massenanfertigung und der
ständig höher werdenden Sparzwänge, trägt dazu bei, dass heutige Auszeichnungen
zum großen Teil auch nicht mehr aus Edelmetalle gefertigt werden. Edelmetalle
werden meist nur noch zur Vergoldung oder als Lot eingesetzt.
Als Rohmaterialen werden je nach Auflagenhöhe Bandcoils
oder Blechtafeln aus Tombak verwandt. Tombak ist eine Kupferlegierung die in
veränderlichen Anteilen aus Kupfer und Zink besteht. Für die meisten
Emailleprodukte wird Cu Zn 5 benutzt, d.h. eine Mischung aus 95% Kupfer und 5%
Zink. Für die meist nicht emaillierten Produkte kommt Cu Zn 15, selten aber auch
Cu Zn 37, welches landläufig auch als Messing bezeichnet wird. Bei gegossenen
Produkten kommt Bronze zum Einsatz, die im Gegensatz zu Tombak aus einer
Legierung aus Kupfer und Zinn besteht.
Als Ausgangsmaterial zum abgebildeten Kreuz kommt eine
Tombak - Blechtafel in einer Stärke vom 2 mm zur Anwendung, beim Medaillon eine
entsprechend dünnere. Die Tafeln werden in passgerechte Stücke geschnitten. Die
kleinen Täfelchen werden anschließend auf einen glatten Prägestock aus Stahl
gelegt der fest in einer hydraulischen Presse montiert ist. Als Oberteil dient
ein weiterer Prägestock in der die Form des Kreuzes, bzw. des Medaillons negativ
herausgearbeitet ist. Senkt sich nun der oberer Prägestock mit etwa 200 to auf
den unteren, fließt das formbare Material in die Vertiefungen des Prägestocks.
Je nach Verfahren sind manchmal mehrere Prägevorgänge nötig.
Hebt sich der Prägestock anschließend hat man einen
Rohling der noch der Form nach ausgestanzt und entgratet werden muss. Dazu
kommen ähnliche Methoden und Werkzeuge zum Einsatz wie beim Prägen. Je nach
gewünschter Wölbung wird der so entstandene Rohling noch mittels einer weiteren
Presse in seine endgültige Form gebracht.
Vom Prägen und Entgraten sind Fette und Öle
zurückgeblieben die nun mittels einer Lösung abgewaschen werden müssen. In die
Vertiefungen wird dann das Emaille mittels Pinsel oder Spachtel aufgetragen.
Emaille ist geschmolzenes Glas, welches gemahlen und pulverisiert wird. Mit
destillierten Wasser und einem Klebemittel versetzt lässt es sich so
verarbeiten. Die Werkstücke müssen jetzt bei ca. 800 Grad Celsius gebrannt
werden wobei das Emaille wieder geschmolzen wird und zu einer Fläche
verläuft. Durch das Brennen entsteht Zunder der durch Beizen in Salpetersäure
mit Salzsäure wieder entfernt werden muss.
Nach dem Beizen wird das Emaille geschliffen bzw. poliert
und somit überschüssiges Material abgetragen. Durch das Schleifen entstandene
Rillen oder Riefen werden durch nochmaliges brennen mittels Flamme oder im Ofen
entfernt. Die Oberfläche des Emaille wird dabei kurzzeitig soweit erhitzt das
sie schmilzt und sich eine glatte Fläche bildet. Es können jetzt die
Tragevorrichtungen auf die Rückseite des Kreuzes gelötet werden. Dabei entstandener Zunder muss
wieder durch Beizen entfernt werden.
Nachdem die Teile gebeizt, gespült, entfettet und
gestrahlt bzw. poliert wurden können sie durch galvanisieren vergoldet werden.
Dazu werden die Werkstücke in ein Bad aus Goldelektrolyt gehangen. Durch anlegen
einer Spannung wandern dann die in der Flüssigkeit gelösten
Goldlegierungsmoleküle zum Werkstück. Um einen dauerhaften Niederschlag zu
erzeugen bleiben die Stücke einige Minuten in dem Bad. Anschließend muss das
Stück wiederum gründlich gespült werden um Rückstände des Elektrolyts zu
entfernen.
Es kann nun die bei einigen Firmen verwandte
Schutzlackierung aufgebracht werden, die heutzutage meist aus Acryllack besteht.
Die Lackierung wird hinten und vorn getrennt aufgebracht, wobei jede Schicht
separat bei etwa 80 Grad Celsius getrocknet wird. Bei dem Verdienstkreuz 1.
Klasse kann dann das Medaillon mittels Zweikomponentenkleber befestigt werden.
Das Kreuz ist damit fertig. Nachdem es abschließend
nochmals poliert wurde kann es verpackt und versandt werden.
Anatomie eines Großkreuzsterns
Vom Innenleben eines Sterns mit dem rückseitigen Plättchen
sieht man im Normalzustand nur wenig. Hier die Ansicht eines Sterns mit
geöffnetem Plättchen. Kreuz und Plättchen werden mittels einer zäh-klebrigen,
hellen Masse auf dem Stern fixiert.
Neuere Sterne weisen kein Loch mehr in der Mitte des
Sternkorpus auf.
Die Hersteller der Orden
Erster und laut Ordenskanzlei heute einziger Hersteller von
Bundesverdienstkreuzen ist die Firma Steinhauer & Lück in Lüdenscheid. Sie war
schon mit den Probestücken im Jahre 1951 betraut worden, und ist seither
offizieller Lieferant für die Ordenskanzlei des Bundespräsidialamtes des
Bundespräsidenten. Steinhauer & Lück stellte und stellt daher natürlich alle
Stufen des Bundesverdienstordens her.
Silbermarke ab den 60ern/70ern bis ca. 1980:
ab ca. 1953 und ab ca. 1980:
ab ca. 1995:
Die Firma C. E. (Carl Erich) Juncker aus Berlin
stellte von 1952 bis zur ihrer Geschäftsauflösung im Jahre 1965
Bundesverdienstkreuze, in den Stufen von der Medaille bis zum Großen
Verdienstkreuz, her.
Vereinzelt vorzufindende Punze "Berliner Bär":
Von 1952 bis ca. 1961/62 stellte auch die Firma
Schuler & Kun Bundesverdienstkreuze der oberen Stufen, vom Großkreuz in
besonderer Ausführung bis zum Großen Bundesverdienstkreuz, her.
Silbermarke:
Eine eher untergeordnete Rolle in der Geschichte
der Herstellung von Bundesverdienstkreuzen spielen die Firmen L. Chr. (Ludwig
Christian) Lauer, Nürnberg und Wilhelm Deumer aus Lüdenscheid. Wie bisher
bekannt, stellten sie Verdienstkreuze nur Ende der fünfziger Jahre, und wahrscheinlich nur das
Verdienstkreuz erster Klasse her.
Die Kunstprägeanstalt B. H. Mayer,
Pforzheim, stellte mindestens das Verdienstkreuz am Bande, das Verdienstkreuz 1. Klasse und das Große
Verdienstkreuz her. Ob jemals Stückzahlen produziert und an die Ordenskanzlei
geliefert wurden ist nicht bekannt.
Rohling zum Verdienstkreuz 1. Klasse, 45 mm,
Ausführung für Damen, der Fa. B. H. Mayer
Rohling zum Verdienstkreuz am Bande, 16 mm
Miniatur, der Fa. B. H. Mayer
Die Firma Frank Hummel Militärabzeichen, Marktbergel, ließ im Jahre 2002 das Verdienstkreuz 1 Klasse fertigen, dass als Muster
zur Bebilderung des Herstellungsprozesses diente. Die Herstellung weiterer
Stufen soll geplant sein. (Stand: September 2009)
Die 100 gefertigten Stücke wurden nicht an das
Bundespräsidialamt geliefert, jedoch teils an Bundeswehrangehörige und Sammler abgegeben.
Die
Firma Albrecht Bender GmbH u. Co aus Weißenburg, vertreibt und stellt seit dem Jahr 2008 selbst Bundesverdienstorden, von der Medaille bis zum Großkreuz, sowie andere Auszeichnungen her. Es werden bisher jedoch keine Ordenssterne hergestellt, oder Etuis vertrieben. Die Ordensdekorationen sind nicht punziert.
Die Firma Deschler & Sohn, München,
stellte 1980 die Auflagen für das Buch "Deutsche Orden" her. Die Auflagen
entsprechen dem Aussehen des Bundesverdienstordens, jedoch sind sie einteilig
und nur aus dünnem Blech, hohl geprägt. Anschließend wurden diese mit
Kaltemaille und Klarlack überzogen. Als Auflage ist mir bisher nur das
Verdienstkreuz am Bande und das Verdienstkreuz 1. Klasse bekannt.
Buchauflage der Fa. Deschler & Sohn
Wie anderweitig berichtet wurde stellte die 1.
Dresdner Medaillenmünze, Glaser & Sohn im Jahr 2004 ca. 50 Verdienstkreuze
am Bande in unterschiedlichen Emaillierungen her. Ein Exemplar liegt mir inzwischen vor. Weitere Exemplare wurden bisher nicht hergestellt..
Die Hersteller der Bänder und Etuis sind mir nur zum
Teil bekannt.
Wie mir die Firma Steinhauer & Lück schriftlich
bekannt gab, waren "ausnahmslos und von Anfang an" die Firma Hinterleitner,
Brunnacker & Co, mit der Herstellung der Ordenbänder, und die Firma Lieberknecht
& Schurg, mit der Herstellung der Etuis beauftragt. Es ist sicher, dass sich Steinhauer & Lück
und Juncker, wenigstens zeitweise, dem gleichem Etuihersteller bedienten. Wenigstens für die frühen 50er Jahre ist gesichert, dass die Firma Christian Dahlinger, Lahr / Baden, mindestens die Etuis für das Verdienstkreuz am Bande hergestellt hatte; auch für Produktionen der Fa. Steinhauer & Lück.
Die
Firma Albrecht Bender GmbH u. Co aus Weißenburg produziert Bänder zum Bundesverdienstorden. Postalisch hatte die Firma Bender die gleiche
Anschrift wie der Bandlieferant HABECO (Hinterleitner, Brunnacker & Co) der
Firma Steinhauer & Lück. Daher wird auf ein Firmenkonsortium geschlossen.
Die Fa. Karl Loy Bandweberei GmbH teilte mir, bezüglich der Frage ob sie jemals
Bänder für die Firmen Schuler & Kun oder Juncker hergestellt haben, mit: "Nach
Rücksprache kann ich Ihnen mitteilen, dass die Firma Karl Loy Bandweberei in den
60er Jahren und vermutlich auch in den 50er Jahren kein Band für das
Bundesverdienstkreuz an die entsprechenden Firmen geliefert hat".
Quelle: 1) eigene
Ermittlungen 2) BDOS: Magazin O&E Nr. 14 3)
Schriftverkehr der Fa. Steinhauer & Lück 4) Mail der Fa. Loy
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